Eine Gehaltserhöhung aushandeln? Kein Problem! Wer gut auf das Gespräch vorbereitet ist, kann mehr Geld und vielleicht sogar zusätzliche Benefits herausholen. Tatsächlich sind im Normalfall zehn bis 25 Prozent mehr Gehalt drin, wenn Sie sich gut vorbereiten, erklärt Claudia Kimich, eine Verhandlungsexpertin und Coachin. Sie hat sogar erlebt, dass eine ihrer Kundinnen eine Gehaltserhöhung von beeindruckenden 80 Prozent erfolgreich verhandeln konnte. Das mag eine Ausnahme sein, aber es zeigt, was möglich ist.
Die wichtigsten Schritte für eine erfolgreiche Gehaltsverhandlung
Schritt eins: Vereinbaren Sie einen Termin mit Ihrem Vorgesetzten oder Ihrer Chefin. Schritt zwei: Bereiten Sie sich auf das Gespräch vor, als ob es eine wichtige Prüfung wäre. Die Vorbereitung bildet die Grundlage für den Erfolg, betont die Expertin:
Je mehr wir üben, je mehr Argumente wir sammeln und je intensiver wir uns darauf einlassen, desto mehr Spaß macht es. Claudia Kimich, Verhandlungsexpertin und Coachin In gewisser Weise ist das ähnlich wie im Sport, fügt Kimich hinzu: “Wenn ich eine Bewegung beherrsche, kann ich sie auch leichter ausführen.”
Aktuell herrscht in Deutschland ein Mangel an Arbeitskräften, und rund 1,7 Millionen Stellen blieben im zweiten Quartal 2023 unbesetzt. Das hat erhebliche Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft.
Bevor Sie in die Gehaltsverhandlung gehen
Wissen Sie, wie viel Sie wert sind? Wenn Sie unsicher sind, führen Sie eine gezielte Recherche durch. Erstellen Sie eine Liste Ihrer erfolgreichen Projekte, oft auch als Leistungsmappe bezeichnet. Wenn Sie diese Liste regelmäßig aktualisieren, haben Sie Ihre Erfolge immer griffbereit.
Recherchieren Sie die Gehaltsspannen in Ihrer Branche. Informieren Sie sich über branchenübliche Gehaltsstrukturen. Wenn Sie noch keine Liste Ihrer Erfolge haben, sollten Sie eine erstellen. Nutzen Sie Karriere-Plattformen wie LinkedIn, Xing, Stepstone und andere, und sprechen Sie auch mit Menschen aus Ihrer Branche. Über das Gehalt sprechen
Bereiten Sie konkrete Gehaltsforderungen vor. Zur Vorbereitung gehört auch, sich auf Ihr Gegenüber einzustellen. Jeder Mensch ist unterschiedlich, und jede Führungskraft reagiert anders auf die Frage nach einer Gehaltserhöhung. Wie sprechen Sie das Thema Gehaltsverhandlung also am besten an?
“Das hängt von der Person ab”, sagt Kimich. “Handelt es sich um einen machtbetonten Menschen, einen Zahlen- und Faktenliebhaber, einen Beziehungsmenschen oder vielleicht um eine exzentrische Persönlichkeit?” Bei einem machtbetonten Gesprächspartner empfiehlt die Verhandlungsexpertin beispielsweise, die Excel-Liste mit den Nutzenaspekten bereits vor dem Termin zu schicken. Bei exzentrischen Persönlichkeiten sollte man vielleicht sogar einen Notizzettel und Stift dabei haben, falls sich während des Gesprächs Gelegenheiten ergeben. Wenn es um Beziehungsmenschen geht, erfordert dies eine längere Vorbereitung, um sicherzustellen, dass bereits eine Beziehungsebene vorhanden ist.
Das Gespräch über die Gehaltserhöhung
Gehen Sie mit der festen Überzeugung in das Gespräch, dass Sie eine Gehaltserhöhung verdienen, empfiehlt Kimich. Vermeiden Sie im Gespräch den Konjunktiv, wie “ich könnte, ich würde”, sowie Ausdrücke wie “eigentlich”, “eventuell” oder “vielleicht”. Heben Sie Ihre Erfolge hervor. Wiederholen Sie Ihre vorbereiteten Sätze, und bleiben Sie bei Ihrer Argumentation.
Vorbereitung auf die Gesprächssituation Analysieren Sie die aktuelle Unternehmenssituation. Sammeln Sie Argumente für Ihre Gehaltserhöhung und halten Sie Ihre Erfolge schriftlich fest. Bereiten Sie sich auf mögliche Gegenargumente vor. Üben Sie die Gesprächssituation mit einem Coach, einem engen Freund oder Ihrem Partner, oder nehmen Sie Videos auf. Lassen Sie beispielsweise Ihr Smartphone laufen, um die Gespräche zu dokumentieren. Stellen Sie sich auf Ihre Verhandlungspartnerin oder Ihren Verhandlungspartner ein. No-Gos bei Gehaltsverhandlungen Ein wertvoller Tipp von Claudia Kimich: Stille aushalten! Sie empfiehlt, das Schweigen des Gegenübers lieber auszuhalten, anstatt das Falsche zu sagen:
Oft denken wir, wir müssen sofort eine Antwort geben, aber erst nach elf Sekunden wird es unangenehm. Claudia Kimich, Verhandlungsexpertin “Es mag lang erscheinen, wenn Sie bis elf zählen”, sagt sie. Aber erst danach wird es für die andere Seite unangenehm, und das sollten Sie sich bewusst machen.
Was tun bei einer Ablehnung? Wenn Sie sich nicht auf eine Gehaltserhöhung einigen können, verhandeln Sie stattdessen über Benefits (Zusatzleistungen) anstelle einer Gehaltserhöhung. Dies können beispielsweise mehr Urlaubstage, die Möglichkeit von Homeoffice, Fortbildungsmöglichkeiten, Gesundheits- oder Sportangebote, Jobtickets, Tankgutscheine oder sogar ein Dienstfahrrad oder Dienstwagen sein.
