November 28, 2023

Überraschende Abkühlung des US-Arbeitsmarkts verhindert steigende Leitzinsen

Der US-Arbeitsmarkt, der lange Zeit im Rampenlicht stand, hat unerwartet an Schwung verloren und damit die Sorge vor steigenden Leitzinsen an den Finanzmärkten gedämpft. Im Oktober wurden lediglich 150.000 neue Stellen außerhalb der Landwirtschaft geschaffen, wie aus dem neuesten Arbeitsmarktbericht der Regierung hervorgeht. Dieser Wert lag unter den Erwartungen von von Reuters befragten Ökonomen, die einen Anstieg von 180.000 erwartet hatten. Zugleich stieg die Arbeitslosenquote leicht an, und das Lohnwachstum verlangsamte sich.

Zudem wurden die Zahlen für den Beschäftigungsaufbau in den beiden vorangegangenen Monaten um insgesamt 101.000 Stellen nach unten korrigiert. Im September waren es noch 297.000 neue Jobs. Im Oktober wurden die Zahlen etwas durch den Streik der Autogewerkschaft UAW verzerrt, wobei die Commerzbank schätzt, dass die Streiks die Beschäftigungszahlen um 30.000 verringerten. Dennoch lag der Beschäftigungsaufbau immer noch deutlich unter der Marke von 200.000 Stellen.

Die getrennt ermittelte Arbeitslosenquote stieg um 0,1 Prozentpunkte auf 3,9 Prozent, während Volkswirte im Durchschnitt eine unveränderte Quote von 3,8 Prozent erwartet hatten. Gleichzeitig verlangsamte sich das Lohnwachstum im Oktober, wobei die durchschnittlichen Stundenlöhne im Vergleich zum Vormonat um 0,2 Prozent stiegen, was unter den Erwartungen von Analysten lag. Im September waren die Löhne noch um revidierte 0,3 Prozent gestiegen, und im Jahresvergleich war der Anstieg im Oktober schwächer.

Die Federal Reserve, die US-Zentralbank, bekämpft derzeit die hohe Inflation mit einer restriktiven Geldpolitik und versucht dabei auch, den überhitzten Arbeitsmarkt abzukühlen. Steigende Löhne können die Preise weiter in die Höhe treiben. Die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung bis Januar wird an den Terminmärkten auf weniger als 20 Prozent geschätzt, und Zinssenkungen könnten nun näher rücken, möglicherweise schon im Mai statt wie bisher erwartet im Juni.

Die schwächere Lohnentwicklung könnte als ein Schritt der Federal Reserve in Richtung ihres Zwei-Prozent-Inflationsziels interpretiert werden. Experten der Commerzbank glauben, dass die Zinssätze ihren Höhepunkt bereits erreicht haben und dass die Federal Reserve die Zinsen auf ihrer letzten Sitzung im Jahr 2023 voraussichtlich nicht anheben wird, sofern es keine unangenehmen Überraschungen bei den noch ausstehenden Inflationsdaten bis zur Dezember-Sitzung gibt.

Die Finanzmärkte zeigten ebenfalls Optimismus, dass die Zinssätze sinken könnten. Der US-Dollar geriet unter Druck, während der Euro im Gegenzug über 1,07 Dollar stieg. Die Kurse von US-Anleihen legten spürbar zu, und die europäischen Aktienmärkte reagierten mit Gewinnen. Auch die Wall Street eröffnete im Plus.

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