April 5, 2023

Statistisches Bundesamt rechnet mit deutlich mehr Pflegebedürftigen

Die Zahl pflegebedürftiger Menschen wird nach der jüngsten Pflegevorausberechnung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) in den kommenden Jahren stark ansteigen. Bereits für das Jahr 2035 rechnet die Statistikbehörde mit rund 5,6 Millionen Pflegebedürftigen (+14,0 Prozent), für das Jahr 2055 werden sogar rund 6,8 Millionen Pflegebedürftige (+38,0 Prozent) erwartet. Das teilten die Wiesbadener am Donnerstag mit.

Ende 2021 zählte das Statistische Bundesamt bereits 5,0 Millionen Pflegebedürftige – und damit mehr, als frühere Vorausberechnungen erwartet hatten. Dies ist auch auf die Erweiterung des Pflegebegriffs zurückzuführen. Seit der Pflegereform 2017 haben erstmals auch Menschen Anspruch auf Pflegeleistungen, die zuvor durch das soziale Netz fielen – zum Beispiel mit einer geistigen Beeinträchtigung durch Demenz.

Mit einem weiteren Anstieg über den berechneten Zeitraum hinaus rechnen die Statistiker nicht. So werde die Zahl der Pflegebedürftigen im Jahr 2070 voraussichtlich bei rund 6,9 Millionen liegen.

Die steigende Zahl der Pflegebedürftigen dürfte die Gesellschaft dennoch vor Probleme stellen. Denn es könnte noch schlimmer kommen. So hat das Statistische Bundesamt nicht nur die Pflegequote berechnet, also den Anteil der Pflegebedürftigen an der Bevölkerung nach Alter und Geschlecht. Darüber hinaus wurde in einem zweiten Modell auch geschaut, wie sich Pflegequoten geändert haben. Die Pflegequoten dürften demnach bis 2027 leicht steigen: auch das ist eine Folge der Pflegereformen, mit denen der Pflegebedürftigkeitsbegriff erweitert wurde.

In diesem Modell der sich verändernden Pflegequoten ergibt sich eine noch höhere Zahl an Betroffenen im Vergleich zu den Status-Quo-Varianten. Die Zahl der Pflegebedürftigen liegt dann im Jahr 2035 bereits bei 6,3 Millionen Pflegebedürftigen (+27 Prozent gegenüber 2021) und 2055 bei 7,6 Millionen (+53 Prozent).

Zeitgleich werden immer mehr hochbetagte Menschen auf Pflege angewiesen sein. Die Alterung der Bevölkerung dürfte demnach auch zu einer deutlich höheren Zahl und einem deutlich höheren Anteil älterer Pflegebedürftiger führen. „Während Ende 2021 etwa 2,7 Millionen oder 55 Prozent der gesamten Pflegebedürftigen 80 Jahre und älter waren, können es bei konstanten Pflegequoten im Jahr 2055 rund 4,4 Millionen oder 65 Prozent sein. Dieser Anstieg wird sich vor allem zwischen 2035 (3,0 Millionen) und 2055 vollziehen“, heißt es hierzu im Pressetext.

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